Tipps zum Redigieren eines Manuskriptes
Wenn Sie Ihr Manuskript fertig geschrieben, den letzten Schlusspunkt gesetzt haben, drucken Sie es aus, legen Sie es in eine Schublade, packen Sie Ihren Koffer und gehen Sie auf Weltreise. Sollte eine Weltreise zu weit sein, könnten Sie auch nach Sankt Peter-Ording fahren, zwei Tage am Strand spazieren gehen und sich vom Nordseewind den Kopf durchpusten lassen. Ihr Manuskript ruht derweil warm und trocken. Vergessen Sie es.
Wenn Sie wieder zu Hause sind, öffnen Sie die erste Seite Ihres Manuskriptes, dort, wo der Titel Ihres Buches und Ihr Autorenname stehen. Markieren Sie Ihren Namen und schreiben Sie stattdessen den Namen eines Autors hin, den Sie besonders gerne mögen. Und nun beginnen Sie mit dem Redigieren Ihres Textes, so als ob dieser fremde Autor den Text geschrieben hätte.
Die Phase des Redigierens ist die dritte und letzte Phase eines Schreibprozesses. Sie ist insofern von besonderer Wichtigkeit, weil ein Autor die Qualität seines Werkes erheblich steigern kann, wenn er die Arbeit des Redigierens ernst nimmt. "The first draft of anything is shit." Dieses Zitat stammt von Hemingway, der einige Passagen seiner Text über fünfzig Mal redigiert hat.
Auch wenn Sie die Arbeit des Recherchierens und Schreibens als Mühe genug empfunden haben und eine wirkliche Begeisterung für das Redigieren nicht aufkommen mag, sollten Sie versuchen, diesen Arbeitsschritt als eine zweite Chance zu sehen. Das Leben ist im Allgemeinen nicht so großzügig mit zweiten Chancen, ein Manuskript wohl. Es sehnt sich danach, von all dem Ballast befreit zu werden, mit dem der Autor es wohlmeinend im ersten Anlauf überfrachtet hat:
- Füllwörter
- Adjektive und Adverbien
- Klischees
- umständliche Erklärungen
- verquirlte Satzkonstruktionen
- unklare Formulierungen
- überflüssige Abschweifungen
- schräge Metaphern
- langweilige Passagen
Die wichtigste Aufgabe des Redigierens ist es, den Text zu straffen und ihn auf Klarheit und Präzision hin zu überprüfen. Denn der Deal zwischen Autor und Leser besteht darin, dass der Leser dem Autor nicht nur einen Teil des Ladenpreises als Tantieme bezahlt. Er schenkt Ihnen als Autor etwas weitaus Kostbareres: seine Zeit. Diese sollten wir durch unpräzise Ausschweifungen und unnötiges Füllmaterial nicht verschwenden.
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