Tipps zu Schreibzeiten, Schreibpensum und zur Recherche
Neulich fragte mich ein Autor im Coaching, ob ich nicht ein paar Tipps geben könnte, wie man in den Schreibfluss kommt und Schreibroutinen entwickelt. Nun, hier sind sie: Empfehlungen, Erfahrungen und Tipps für Autoren – keine in Stein gemeißelten Schreibregeln, denn jeder Autor hat seine eigenen Präferenzen.
Tipp 1 – Schreibort & Schreibzeiten
Schreibe nicht dort, wo du arbeitest. Suche dir einen Platz, der dem Schreiben vorbehalten ist. Das hat viele positive Effekte, u. a. verhindert es, dass du durch Mails, Telefon, Internet vom Schreiben abgelenkt wirst. Am besten richtest du dir einen schönen Platz ein, an dem du ungestört bist und dich rundum wohl fühlst.
Wenn du schreiben möchtest, bedeutet das, dass du Zeit dafür benötigst. Da wir alle in der Regel nicht über Langeweile klagen, sondern mehr als genug zu tun haben, stell dir die Frage, welche andere Tätigkeit du für das Schreiben opfern möchtest? Wo kannst du kürzer treten, um Zeit für das Schreiben zu gewinnen? Verabschiede dich von der Illusion, dass sich schon immer mal etwas Zeit zum Buch schreiben finden lassen wird. Dem ist nicht so. Nie.
Wann ist die günstigste Tageszeit zum Schreiben? Die meisten großen Schriftsteller haben ihre festen Schreibroutinen. Thomas Mann schrieb täglich von exakt 9 bis 12 Uhr und auch für Hemingway war der Morgen dem Schreiben vorbehalten. Wem ein solch starres tägliches Zeitfenster unsympathisch ist, kann sich auch eine Schreibauszeit nehmen. Für mein eigenes Büchlein habe ich mich fünf Tage auf eine Insel zurückgezogen und dort in Intervallen geschrieben. Auf ein paar Stunden schreiben folgte ein langer Spaziergang am Meer oder eine Runde Schwimmen, damit der Kopf etwas Pause bekam. Fast die Hälfte meines 90-Seiten-Buches konnte ich so in der ersten Fassung zu Papier bringen.
Schreibauszeiten in schönen und inspirierenden Umgebungen machen unglaublich viel Spaß. Sie sind kein Urlaub und doch bekommt man durch den Schreibflow unglaublich viel Energie.
Tipp 2 – Schreibpensum
Wann habe ich mein Tagespensum erfüllt? Wann sollte ich den Schreibfluss unterbrechen, ein Päuschen einlegen, um die Arbeit am nächsten Tag wieder aufzunehmen?
Hierfür bieten sich drei Möglichkeiten an:
a) Ich höre dann auf, wenn es gerade am besten fließt, schaffe mir also meinen eigenen Cliffhanger. So kann ich am nächsten Tag dort wieder anknüpfen und muss mich nicht lange mit einem Wiedereinstieg beschäftigen und versuchen gedankliche Fäden wiederherzustellen.
b) Ich höre dann auf, wenn es mühselig wird und ich nicht weiterkomme, sich meine Gedanken im Kreis drehen und der nächste Absatz nicht wirklich gelingen will. In solchen Situationen empfiehlt sich ein Ortswechsel und Bewegung. Wenn sich der Geist festgefahren hat, können wir ihn durch Bewegung – einen Spaziergang, eine kleine Radtour – wieder mobil machen. Probiert es aus!
c) Wenn der letzte Punkt hinter einen logischen Zusammenhang gesetzt ist, ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Schreibarbeit für den Tag zu beenden. Gönnt eurem Kopf eine kleine Pause, gewinnt Abstand, um dann wieder frisch mit einem neuen Gedanken zu starten.
Für sehr disziplinierte Schreiber gibt es überdies eine weitere Möglichkeit, das tägliche Schreibpensum zu beenden: Sie arbeiten streng nach Uhr und lassen den Stift pünktlich zum Gongschlag fallen. Wer viel schreibt hat damit kein Problem, auch wenn sich diese Option vielleicht weniger charmant anhört.
Tipp 3 – Vorbereitung & Recherche
Wer in meinen Autorenworkshops war, kennt meine Warnung vor Mind-Maps, die zweifellos ein tolles Instrument sind, nur eben nicht bei der Stoffsammlung für ein Buch. Denn bei der Stoffsammlung und Recherche geht es um eine offene Haltung, um ein Abklopfen der Ränder. Was gehört zu meinem Stoff, was ist spannend, was gehört nicht dazu? Man schaut „open-minded“ in die Welt und sammelt gute Ideen, Details, Theorien, Charaktere etc., analysiert sie, ohne sich gleich festzulegen. Dafür eignet sich ein Mind-Map nicht. Es taugt eventuell zur Erstellung einer Gliederung, aber nicht zur Stoffsammlung für ein Buch. Die bessere Wahl für die Buchrecherche sind Karten (z. B. DIN A5-Karteikarten) oder Kladden. Häufig arbeitet man auch mit Mischformen, notiert sich Dinge auf Karten, hält Internetquellen auf dem PC fest und notiert sich Ideen unterwegs in Kladden. Habt keine Bange, wenn es etwas chaotisch zugeht bei der Stoffsammlung, denn wenn der Stoff gut ist, wird sich der rote Faden früher oder später zeigen.
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