Die Welt als Klassenzimmer
Tim Ferriss ist ein unverbesserlicher Goldgräber. Immer auf der Suche nach Nuggets, die sein Leben erfolgreicher, schneller und reicher machen. Damit steht er weiß Gott nicht alleine da, besonders ist jedoch, dass er seine Nuggets teilt und Millionen Followern und Lesern zur Verfügung stellt. Sein Podcast ist der #1 Business Podcast auf iTunes mit inzwischen über hundert Millionen Downloads, was also läge näher, als diese auch als Buch anzubieten. Genau das sind die „Tools der Titanen“: eine Auswahl von 112 Podcasts der Tim Ferriss Show, in Fleißarbeit transkribiert, als Perlenschnur aufgezogen und den drei Säulen Gesundheit, Weisheit und Reichtum zugeordnet. Etwas philosophischer hätte man stattdessen auch die Trias Körper, Geist und Seele bemühen können, aber TF wird für die Begriffswahl seine Gründe gehabt haben. Gleiches gilt für die Auswahl seiner Interviewpartner und Buchgäste, zu denen Sportler, Schauspieler, Unternehmer, CEOs, Autoren, Finanzexperten u.a. gehören. Es finden sich prominente Namen in dieser Auswahl, Tony Robbins zum Beispiel, Malcolm Gladwell, Arnold Schwarzenegger, Kevin Costner, Paulo Coelho, Peter Thiel – Menschen also, mit denen man gerne einmal über Gott und die Welt plaudern würde. Aber Titanen? Nun gut. Die meisten Interviewpartner werden dem deutschen Leser nicht allzu viel sagen, oder haben Sie schon von Marc Goodman gehört? Besonders die Leserinnen des Buches werden bemerken, dass man unter den 112 Interviewpartnern 13 Frauen findet.
Inhaltlich bietet das Buch viele kleine Wissens-Nuggets und vor allem schöne Zitate ("Glauben Sie nicht alles, was Sie denken." BJ Miller), auch solche, die man nicht täglich auf Facebook oder T-Shirts liest. Und es offeriert ein gutes Repertoire an Fragen, die TF über die Jahre ausgeklügelt hat und die häufig zu interessanten Antworten führen, was ja Sinn einer guten Interviewfrage ist.
Was nun ist dieses Buch? Eine Toolbox, mit der wir unser Leben ändern können? Ein Reiseführer durch unser persönliches Lebensabenteuer? Ein Interviewbuch, was es tatsächlich auch ist. Ein Zitatebuch, was es definitiv nicht ist, obwohl es schöne Zitate enthält. Ein Buffet, an dem man auswählt, was man mag, das meiste jedoch unberührt lässt? Tim Ferriss bietet uns alle fünf Begriffe an. Neben dem „Interviewbuch“ habe ich das „Buffet“ gekauft, mir mal hier ein Frage-Häppchen mit einem dazu passenden Antwort-Dipp einverleibt und mal dort ein wenig von der Zitate-Deko genascht. Und nachdem ich das Buffet zugeklappt hatte, fragte mich mein Mann abends, was ich denn gegessen hätte. Na, Buffet eben! Von einem Menü hätte sich schöner erzählen lassen.
Besonders gut haben mir die Stellen gefallen, wo Tim Ferriss selbst zur Feder greift und ein Thema vertieft. Und genau das erhoffe ich mir fürs nächste Mal – wieder ein Buch à la carte von TF.
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